Life with Treff am 26. September 2020
Am 26. September 2020 war es wieder mal soweit, der nächste Life with Treff stand an. Ich erinnere mich noch, dass ich bei meiner ersten Teilnahme mich nur sehr schwer überwinden konnte, um wirklich hinzugehen. Fast hätte ich einen Rückzieher gemacht aber ich hatte mich dann doch dazu gezwungen.
Das war im Februar 2018, nur kurze Zeit, nachdem ich im Dezember zuvor meine Schwester für immer verloren hatte. Dies hat, wie wohl bei jedem und jeder, welcher von so etwas betroffen ist, mein Leben für immer verändert. Nach dem ersten Schock und des «nur Funktionierens» begann ich mehr und mehr zu realisieren, was wirklich passiert war und die grosse Trauer setzte ein.
Ich bin sehr froh, dass ich mich damals überwunden habe, an diesen Treff zu gehen. Denn seither habe ich kein Treffen verpasst und freue mich jeweils immer im Voraus schon auf das nächste Mal. Ich freue mich sowohl auf bekannte Gesichter als auch über die Neuen. Ich freue mich, weil es für mich von sehr grosser Bedeutung ist, mich mit Menschen auszutauschen, welche die gleichen Schicksalsschläge erlitten haben. Ich schätze mich glücklich, sehr gute Freunde zu haben, die jederzeit für mich da waren und sind und mir sehr über die schlimmste Phase hinweggeholfen haben. Auch mit meinen Eltern kann ich offen über das Geschehene sprechen. Jedoch ist dieses Treffen für mich ein eminent wichtiges Element in der Trauerbewältigung. Es füllt für mich eine essentielle Lücke. Denn nur hier kann ich mich austauschen mit Leuten, die sich in genau der selben Situation befinden wie ich.
Das Treffen in diesem September stand leider sehr im Zeichen der zweiten Corona Welle. Daher gestaltete sich auch die Anmeldung etwas anders und wir hatten einiges weniger Teilnehmer als sonst jeweils. Dies tat jedoch dem Ganzen keinen Abbruch. Es ist interessant, wie die Gespräche bei jedem Treff in eine etwas andere Richtung gehen und die kleine Gruppe bot einen vertrauten und intimen Rahmen. Ein der Teilnehmer, der auch schon einige Male dabei war, hat uns mit einer schönen Geste überrascht, indem er sehr schöne kleine Pflänzchen aus seiner Gärtnerei mitbrachte. Es ging soweit auf, dass jeder Teilnehmer eines für sich sowie auch eines für das verlorene Geschwister mit nach Hause nehmen durfte. Wie immer ging auch dieses Mal die Zeit an diesem Nachmittag sehr schnell vorbei. Und wie jedes Mal fühlte ich mich auch nach diesem Samstagnachmittag besser als davor. Mit der erneuten Gewissheit, dass ich nicht alleine bin mit dieser Trauer.
(Herzlichen Dank an den Verfasser)