30 Okt

Geburtstagsfeier – Öfters mal was Neues!

Es ist Mitte Oktober. Der Geburtstag meines verstorbenen Bruders kommt in grossen Schritten näher. Wie ich schon mal geschrieben habe, haben meine Mutter und ich diesen speziellen Tag letztes Jahr im kleinen Kreis gefeiert. Dieses Mal schlug mein Vater vor, dass die ganze Familien zusammen den Geburi feiern könnten. Wow, damit habe ich nicht gerechnet. Meine Eltern haben sich vor ein paar Jahren getrennt. Seit diesem Zeitpunkt haben meine Schwester und ich jeweils den Geburi mit beiden Elternteilen separat gefeiert. Meine Mutter ist erstaunlicherweise auch mit der gemeinsamen Feier einverstanden, was meine Schwester und mich sehr freut. Oberhalb von Dornbirn gibt es ein schönes Restaurant mit einer super schönen Aussicht über das Rheintal. Der ideale Ort um zu feiern.

An seinem Geburi treffen wir uns also im besagten Restaurant. Es ist ein prächtiger Herbsttag mit Temperaturen über 20°C.  Wir geniessen ein feines Mittagessen und machen einen kleinen Spaziergang . Es ist wirklich ein friedvoller Nachmittag. Zum Abschluss gehen wir in Dornbirn noch in die Kirche und zünden in einer grossen Kirche je eine Kerze für meinen Bruder an. Ein paar Tränen werden vergossen. Trotzdem finde ich es schön, dass die ganze Familie zusammen ist. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mein Bruder an diesem speziellen Tag auch mit dabei ist. Happy Birthday kleiner Bruder!

29 Okt

Life with Treff – Bericht vom 02.09.2017

Gespannt stehe ich am Bahnhof und begebe mich auf die Anreise nach Zürich. Wen ich heute wohl alles treffen werde? Ich erinnere mich an meinen ersten Lifewith-Treff zurück, bei welchem ich deutlich nervöser war, zumal auch die direkte Tramlinie damals ausfiel und ich nicht wusste, was mich erwarten und wie es für mich wird. Seither ist bereits ein Jahr vergangen – wie die Zeit verfliegt!

Als ich an der Tramhaltestelle in Zürich ein bekanntes Gesicht entdecke, spüre ich, wie sehr mich dieses Wiedersehen freut und es sich so richtig anfühlt, hier zu sein! Gemeinsam reisen wir zum Klusplatz, tauschen uns aus und so schnell wie noch nie stehen wir an der Endstation. Vor dem Eingang begrüssen wir Fritz und die weiteren bereits anwesenden Teilnehmerinnen, bekannte und unbekannte Gesichter. Gemeinsam gehen wir hoch, wo wir auf weitere neue Gruppenmitglieder treffen. Schön, dass sich auch heute wieder rund ein Duzend Personen Zeit genommen haben, um sich hier zu treffen, auszutauschen und bewusst an sein fehlendes Geschwister zu denken.

Der Treff

Fritz hat den Raum mit Kerzen, Getränken, Snacks, Taschentüchern gemütlich eingerichtet und ein schönes Blumenarrangement schmückt den Tisch passend.
Nach einer Begrüssung und dem organisatorischen Austausch stellen wir uns selbst und unser verstorbenes Geschwister uns gegenseitig vor. Dazu dürfen wir für das Geschwister eine Kerze anzünden. Als ich an der Reihe bin, merke ich, wie es mich erneut sehr berührt, vom Geschwister zu erzählen und dank dem Kerzenlicht spüre ich, dass ich nicht alleingelassen und von den Anwesenden wortlos verstanden werde.
Die unterschiedlichen persönlichen Schicksalsschläge gehen mir jedes Mal nahe und berühren mich. Eine Kerze nach der anderen wird entfacht, bis am Schluss vierzehn Kerzen vor sich hinflackern, für jedes zu früh von uns gegangene Geschwister eine. Wir gönnen uns einen Moment der Stille, um an unsere Geschwister zu denken und den Kerzenschein bewusst wahrzunehmen und die spezielle Stimmung auf uns wirken zu lassen.
Anschliessend teilen wir uns in zwei Gruppen auf und richten uns in den beiden Gruppenräumen gemütlich in den Korbstühlen ein. Ein Zufall, dass für alle Anwesenden genau ein Korbstuhl bereitsteht und es genau aufgeht?
Die Gespräche und der Austausch in der Gruppe tun mir gut und viel zu schnell vergeht der gemeinsame Nachmittag.

Ich finde jedes Mal erneut wieder schön zu spüren, wie verstanden, akzeptiert und getragen ich mich hier fühle, obwohl wir uns erst gerade begegnet sind, aus total unterschiedlichen Ecken der Schweiz und Lebenswelten stammen, viele verschiedene Interessen pflegen und uns auch sonst kaum kennen. Hier kann ich so sein, wie ich bin und mich gerade fühle – und ich werde verstanden. Die traurige gemeinsame Basis verbindet und ich kann mich oft wortlos in die Empfindungen der anderen einfühlen, weiss, was sie damit beschreiben und was in ihnen vorgeht, da wir dies alle auch irgendwie kennen und erlebt haben.

Nachdem wir die beiden Zimmer aufgeräumt und gelüftet haben, verabschieden wir uns voneinander und gehen gemeinsam zur Tramstation. Spontan entscheiden sich einige gemeinsam noch etwas trinken bzw. essen zu gehen. Dies finde ich eine gute Idee, um sich auch sonst noch kennen zu lernen und schliesse mich gerne an. Ich stelle fest, dass es heute nicht wie die beiden letzten Male regnete. Doch kaum haben wir unser Essen eingekauft, um es gemütlich am See einnehmen zu können, schüttet es plötzlich und unerwartet wortwörtlich wie aus Eimern. Ich traue meinen Augen nicht, da nahm mich wohl jemand beim Wort. Wir finden zum Glück dennoch ein trockenes Plätzchen, geniessen unser Essen, tauschen uns aus und begeben uns anschliessend auf die Heimreise zurück in unseren Alltag.

Ich danke Fritz für die Organisation und die damit verbundenen Besorgungen, danke allen, die sich für den heutigen Tag Zeit nahmen.

Ich selbst finde diesen Austauschtag immer wieder eine Bereicherung und danke euch allen für die offenen, herzlichen Gespräche und Begegnungen, die mich immer wieder von neuem berühren.
Danke euch und eine gute Zeit. bis zum nächsten Treffen!

Verfasserin: eine Treff-Teilnehmerin