26 Dez

Weihnachtszeit – eine schwierige Zeit

In der Zwischenzeit sind die Weihnachtstage fast wieder vorbei. Ich denke es ist nicht eine einfache Zeit für uns alle, die einen geliebten Mensch verloren haben.

Diese besinnliche Zeit lässt bei mir wieder Gedanken aufkommen für die ich im Alltag nicht wirklich Zeit finde. Was würde mein Bruder heute machen? Wäre er bereits verheiratet oder hätte eine Freundin? Ich weiss es nicht. Ich kann nur darüber fantasieren. Ich merke, dass diese Gedanken nichts bringen und lege sie weg.
Heute Morgen habe ich eine Nachricht von einem Lifewith Mitglied, dessen Bruder sich vor 3 Jahren an Weihnachten das Leben genommen hat, erhalten. Mich berühren die Worte dieses Mitglied.

Es ist sehr schwer einen geliebten Bruder zu verlieren, vor allem an Weihnachten – das Fest der Liebe. Ich erinnere mich an unsere Weihnachten nach dem Tod meines Bruders zurück. Es war sehr hart. Aber mittlerweile hat sich unser Festtagsritual, meiner Meinung nach, in eine gute Richtung entwickelt. Wir schenken uns nichts materielles mehr. Wir schenken uns gegenseitig Zeit, was meiner Meinung das Wertvollste ist.

Plötzlich kommt mir das Buch der Trauerphasen von Kübler Ross wieder in den Sinn. Am Schluss dieses Buch lernte sie von einem Interviewpartner folgendes:

„Erst, wenn wir wirklich begriffen haben, dass wir auf Erden nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung haben – und dass es keinerlei Möglichkeit gibt, zu wissen, wann diese Zeit vorüber ist –, erst dann werden wir damit beginnen, jeden Tag so vollständig zu leben, als wäre es der einzige, der uns zur Verfügung steht.“

In diesem Sinn wünsche ich allen Lesern / Leserinnen meines Textes Zeit für die Liebsten  nicht nur während des Weihnachtsfest & von Herzen einen guten Rutsch ins 2019.

26 Dez

Mit Tränen leben

In der Adventszeit sind Nicole & ich eingeladen am Tag der verstorbenen Kinder an einem Gedenkgottesdienst vom Verein Regenbogen in Schaffhausen zum Thema «Mit Tränen leben» teilzunehmen.
An diesem Tag  ist es kalt, es regnet wie aus Eimern und ein Sturm tobt.
Ich denke erst es wird eine normale Gedenkfeier und werde überrascht.
Am Anfang dürfen für die verstorbenen Kinder jeweils eine Kerze anzünden, die wir auf einen Tisch vor dem Altar stellen dürfen. Nach den Begrüssungsworten  gibt es vier Posten.
Die Posten sind in der Kirche verteilt. Wir nehmen jeweils die Kerze mit als Symobol, dass die Verstorbenen in dieser schweren Zeit bei uns sind.
Zu jedem Posten wird ein eigen verfasster Text vorgelesen. Auch Nicole aus unserem Leiterteam liest einen Text vor. Jeder Text berührt mich auf seine eigene Weise und bringt mich zum Nachdenken. Am Schluss stellt jede/r seine Kerze wieder auf den Tisch und sagt an wen wir denken. Es gibt einige Dankes- und Abschlussworte des Organisators. Am Anschluss können von Buffet feine selbst gebackene Dessert’s  und Getränke geholt werden.
Nicole und ich gehen ins Freie, da ich meiner Nikotinsucht frönen möchte. Als wir nach draussen gehen, ist es still. Kein Sturm, kein Regen. Irgendwie magisch. Als wollen alle verstorbenen Kinder / Geschwister  uns für einen Moment vor dem Regen und dem Sturm schützen. Bei diesem Gedanken bekomme ich eine Hühnerhaut und nehme dieses Geschenk dankend an. Während dieser ruhigen Phase denke ich: «Schön, dass ich lernen durfte mit Tränen zu leben.»