22 Sep

Teilnehmerbericht vom 12. Juni 2021 – Life with Treff

Nach dem Suizid meines Bruders vor mehr als zwei Jahren war für mich relativ schnell klar, dass ich gerne andere Geschwister treffen möchte, die ein ähnliches Schicksal erlebt haben, um mich mit ihnen auszutauschen.

Deutlich erinnere ich mich noch an mein erstes Life with Treffen, als ich in den schön dekorierten Raum gekommen bin und ohne Worte sofort eine Verbundenheit zu den anderen Personen im Raum gefühlt hatte. Natürlich war ich sehr nervös davor, was mich dort erwarten würde. Meine Erwartungen wurden damals mehr als übertroffen. Seitdem habe ich kein Treffen mehr verpasst.

Und so traf man sich auch an diesem warmen Samstag wieder in Zürich. Das Leiterteam hatte sich aufgrund des schönen Wetters und Corona an dem Tag entschieden, das Treffen draussen hinter dem Gebäude der Selbsthilfe Zürich stattfinden zu lassen. Im Schatten der Bäume war ein Stuhlkreis aufgebaut, in dessen Mitte ein paar Äste und ein paar Blumen aufgestellt wurden. Dort treffe ich bekannte Gesichter und freue mich über die Neuen, welche ich noch nicht kenne.

Nach einer kleinen Vorstellungsrunde von uns selbst hatten alle Teilnehmenden Zeit, von ihrem Bruder oder ihrer Schwester zu erzählen und dann in Erinnerung an diese eine Schleife mit deren Namen an die Äste zu binden. In der Verschnaufpause danach wurde für alle Anwesenden spontan noch ein Eis geholt, was definitiv die Stimmung an diesem warmen Tag weiter gehoben hat. Danach teilten wir uns in zwei Gruppen auf, um persönlichen Anliegen, Fragen und Dingen, die uns auf dem Herzen liegen, Raum geben zu können.

Bei jedem Treffen habe ich das Gefühl, unter Freunden zu sein. Freunde, welche man schon seit etlichen Jahren kennt, auch wenn es das erste oder zweite Mal ist, dass man sich trifft. Das ist für mich das Besondere an diesen Treffen, Vertrautheit und Verbundenheit, die man nicht beschreiben kann. Bei Life with Treffen hat alles Platz, weinen, schweigen, austauschen, aber auch gemeinsames lachen. Ganz nach dem Motto: Alles darf, nichts muss. Und so geht auch dieses Treffen wieder zu Ende. Mit der Gewissheit, dass es einen Ort und Menschen gibt, wo man über Dinge sprechen kann, welche woanders vielleicht keinen Platz finden.