24 Mrz

Ein Nachmittag mit „Life with“… – Bericht vom Lifewith Treff vom 09.02.2019

Life with – wenn ein Geschwister stirbt. Wie ist das überhaupt wenn ein Geschwister stirbt?
Seit mein Bruder im Oktober 2017 bei einem Helikopterabsturz über dem offenen Pazifik auf Hawaii als verschollen gilt, haben ich und damit auch mein Leben sich verändert.

Ich gehe trotzdem zur Arbeit, lache, weine, freue mich über Kleinigkeiten. Die Ambition mit diesem Schicksalsschlag zurecht zu kommen ist meist grösser, als die Trauerwellen, die mich mal mehr und mal weniger einholen. Aber warum überhaupt Ambition und Ehrgeiz stark sein zu wollen? „Trauerauslebung“ – ein Fremdwort. Vielleicht liegt es daran, dass die meisten Menschen da draussen denken „es war eben dein Bruder“. Hört sich viel weniger schlimm an als „es war der Sohn“ oder „es war mein Mann“. Als Geschwister bist Du stark. Du tröstest deine Eltern, den trauernden , schockierten Besuch zu Hause oder die Oma am Telefon. Aber selten wirst du gefragt: Wie geht es dir überhaupt? Was hat dir dein Bruder bedeutet? Wie kommst du klar?

Das ein oder andere Mal wollte ich an eine öffentlich angebotene Trauerrunde gehen. Gemacht habe ich es nie. Ich wollte wissen wie es anderen Menschen geht, die ihr Geschwister verloren haben. Ob sie sich so fühlen wie ich. Wie sie mit ihrem Schmerz umgehen.

Im Internet habe ich „Life with“ gefunden. Ein Angebot speziell für trauernde Geschwister und genau das, was ich gesucht habe. Das Treffen im September 2018 habe ich knapp verpasst; im Februar 2019 konnte ich teilhaben. Obwohl ich mir diesen Nachmittag sehr herbeigesehnt habe, war mir sehr mulmig zu mute. Die Leiter waren nett und einladend, Verpflegung war angerichtet und nach und nach trudelten ca. 13 Menschen ein, die alle ihr Geschwister verloren hatten. Ich glaube das war meine tröstende Einsicht. Sie sehen alle normal aus. Wie ich. Aber sie tragen den gleichen Schmerz und teilen ähnliche Gedanken. Wir mussten nicht miteinander reden. Wir wussten wie sich das Gegenüber fühlt. Ein unsichtbares Band, was uns verband und dem Nachmittag für mich so unvergessen machte.

Danke für diese Möglichkeit des Gedankenaustauschs und die Vernetzung mit Menschen mit dem gleichen Schicksal wie ich.