Aufbahrungsschock
Es ist Dienstag Nachmittag. Wie so oft haben wir Teamsitzung im Geschäft. Im Moment sind wir an der Klärung rund um das Thema Sterben und Tod. Als die Frage kommt, ob ein Bewohner hier im Haus aufbahrt werden kann, stockt mir plötzlich der Atem. Instinktiv sage ich: «Nein». Ich frage mich, warum ich wohl jetzt nein gesagt habe. Ich muss auch aufpassen, dass meine Gefühle mich nicht überwältigt. Ich bin ein wenig verwirrt, weil ich den Grund noch nicht kenne. Plötzlich kommt mir folgende Situation in den Sinn:
Ein paar Tage nach dem Tode meines Bruders, wollte eine Kollegin den Leichnam nochmals sehen. Da ich den Schlüssel verwaltete, fuhren wir gemeinsam zum Aufbahrungsraum der Kirche. Der Raum ist in 3 Kammern unterteilt. Mir wurde gesagt, dass er sich in der linken Kammer befindet. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich den Leichnam meines Bruders nicht sehen. Ich schloss also die Türe auf und schock….. Mein Bruder lang in der Mitte und ich sah ihm direkt ins Gesicht. Ich ging wieder raus und setzte mich auf die Bank. Meine Kollegin fragte mich ironischerweise, ob ich einen Geist gesehen habe, denn ich sei ja ganz bleich. Ich sagte ihr, dass ich meine Bruder gesehen hätte und dass er in der mittleren Kammer liegen würde. Sie fragte, ob sie was tun könne. Ich sagte nein, sie solle doch meinem Bruder die letzte Ehre erweisen. Sie kam nach einer halben Stunde wieder raus. Ich sass immer noch dort im völligen Schockzustand einfach nur da. Nach einer Stunde entscheid ich mich in die Kammer zu gehen. Ich lag so friedlich da, etwas aufgedunsen, aber völlig ok. Ich teilte meinem Bruder noch mit, was ich mitteilen wollte und stellte auch die Fragen, die mich jener Zeit beschäftigen. Dann ging ich wieder raus.
Bei dieser Teamsitzung habe ich gemerkt, dass ich diesen Schock noch nicht überwunden ist. Ich nehme diesen Schock mit um ihn mit meiner Psychologin zu besprechen. Mit einer speziellen Technik konnte sie mir helfen, diesen Schock zu lösen. Jetzt habe ich kein Problem mehr mit der Aufbahrung. :)