12 Aug

Auf dem See

Vor ein paar Wochen fragt mich mein Vater, ob ich spontan Lust hätte mit auf das Boot meiner Tante zu kommen. Es ist ein heisser Sommertag und ich habe wirklich Lust auf eine Abkühlung. Also sage ich zu. Auf dem Weg nach Amriswil, wo mich mein Vater abholt, denke ich nach, wann ich das letzte Mal mit diesem Boot auslief. Ich musste erst ein wenig überlegen. Es war etwa vor zwei Jahren. Wenn ich mir es genau überlegte, war ich sehr sehr wenig auf dem Boot anzutreffen seit sich mein Bruder sein Leben genommen hat. Immer drehten sich meine Gedanken um ihn, sobald ich das Boot betreten hatte. Die Zeit auf dem Boot war immer etwas Besonderes – so unbeschwert und leicht. Doch seit seinem Tod war die Zeit auf dem Boot von Trauer und Schwere geprägt.

Dieses Mal versuche ich unbelastet an die ganze Sache zu gehen. Das fällt mir zunächst schwer. Ich versuche meine Trauer zu akzeptieren. Wir fahren raus und halten irgendwann mal an. Wir stellen etwa Musik ein, essen Güäzli und trinken etwas – genau wie früher. Dann geht’s ins Wasser um abzukühlen. Als ich am Schwimmen bin und das wunderschöne Panorama von Romanshorn und dem Alpstein vor meinem Auge habe, fühle ich mich plötzlich leicht. Alles – auch die Trauer – scheint auf einen Schlag weit weg zu sein. Ich geniesse nur den Augenblick. Es ist einfach nur wow.

Nachdem das Schiff wieder in den Hafen eingelaufen ist, lassen wir den Abend bei einem feinen Essen ausklingen. Auf dem Heimweg steht für mich fest, ich werde bald wieder kommen. :)

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