10 Mrz

Alone? I know i’m not alone

Seit kurzem bin ich getrennt nach einer 5 jährigen Beziehung. Wir wohnen noch zusammen. Deshalb bin ich auf Wohnungssuche. Ich fühle mich im Moment nicht wohl zu Hause und darum bin ich sehr viel unterwegs. Mache mit Kollegen ab oder fahre ein Tag durch die Schweiz – GA sein Dank.

Ich habe mich letztens gefragt, ob ich denn jetzt allein bin, da ich von meinem Partner getrennt bin und musste feststellen, nein ich bin nicht alleine. Ich habe ein tollen Freundes- und Kollegenkreis und eine Familie, die  für mich da ist. Aber ich glaube auch auf geistlicher Ebene bin ich nicht alleine. Ich versuche ja immer den Moment zu geniessen.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass mein verstorbener Bruder bei mir ist und den Moment mit mir geniesst. Ganz im Sinne einer Zeile des Refrain des aktuellen Alan Walker’s Hits – I know i’m not alone. Schön zu glauben. :)

 

10 Feb

Noch 30 Minuten zu leben – Ein Experiment

Letze Woche hatten wir einen Weiterbildungstag über die Themen Sterbe- und Trauerbegleitung. Für das Experiment, das nun folgen würde, dürfen wir den grosszügigen Kursraum nicht verlassen. Als alle bereit waren, meinte er: «Hier hat’s Scheren, Blätter und Stifte. In 30 Minuten werdet ihr Sterben. Was macht ihr? Viel Spass!»

Mit dieser Aufgabenstellung hatte ich wirklich nicht gerechnet. Schnell wurde mir klar, dass ich meinen Lieben einen Brief schreiben möchte. Ich denke, das habe ich gemacht, weil mein verstorbener Bruder keinen hinterlassen hat. Nachdem ich ihn geschrieben habe, setzte ich mich ans Fenster. An diesem Tag war es sehr regnerisch und neblig. Ich genoss aber wirklich jeden Augenblick. So sah ich, wie ein Regentropfen an der Leitung Richtung Haus raste und plötzlich abfiel. Ich dachte mir, der Regentropfen ist unsere Seele und die Leitung ist unser Leben. Plötzlich ist das Leben vorbei.  Der Tropfen fällt dann runter, wird von der Sonne wieder «aufgesogen» und fällt erneut als Regentropfen herunter. Die Frage ist aber, ist dieser Kreislauf endlos? Keine Ahnung.
Die letzten 5 Minuten sass ich auf meinem Stuhl. Just in diesem Moment kam der Nebel immer näher. Für mich war der Nebel das Tor in die andere Welt. Je näher er kam, desto ruhiger wurde ich. Am Schluss freute ich mich sogar auf meinen verstorbenen Bruder und alle Verwandte und Freunde, die nicht mehr in menschlicher Form unter uns weilen.

Für mich war das ein sehr schönes und vorallem eindrückliches Experiment.

Mir wurde bewusst, wie endlich wir alle sind und erkannte das Wesentliche auf unserer Erde, nämlich die Liebe. Alles Materielle hatte plötzlich keine Bedeutung mehr. Ich habe mir wirklich vorgenommen einfach mehr den Moment zu geniessen, was ich jetzt auch wieder machen werde.

Was würdet ihr machen, wenn ihr nur noch 30 min. zu leben hättet? Habt ihr euer Leben aufgeräumt? Wärt ihr bereit zu gehen?

15 Jan

Tanz dich frei – Trauer zulassen

Wie ich euch in der letzten Wochen berichtete, vermisste ich meinen Bruder sehr und war deshalb öfters sehr traurig. Der Tod meines Bruders überraschte mich sogar im Alltag. So hat sich mein Ex – Mann vor zwei Wochen aufgrund einer HandyNr. gemeldet. Seit unserer Trennung vor 7 Jahren, hatten wir nur sporadisch und ganz kurz Kontakt (à la: «Happy new Year» und «Happy birthday»). Dieses Mal kam nun noch ein wenig Smalltalk hinzu.

Wie eine Faust ins Gesicht

Gerade als ich dachte wir hätten einen Abschluss für den Smalltalk gefunden, schrieb er mir, dass er meinen Bruder vermisse und dass er sich nie vergeben wird, dass er nicht mehr gemacht zu haben. Das fühlte sich wie eine Faust mitten ins Gesicht an. Plötzlich kam alles wieder hoch und wie. Ich musste mich erst wieder sammeln um weiterarbeiten können. Ich schrieb ihm, dass er definitiv keine Schuld daran hat. Wir hatten alle mit ihm versucht zu reden, doch den wahren Grund, wieso er Suizid gemacht hat, hatte er nie gesagt. Davon bin ich bis heute überzeugt. Er hat sich entschieden sein Leben zu beenden. Wir können diesen Entscheid nur akzeptieren, uns und ihm vergeben und irgendwie versuchen weiterzuleben, auch wenn dies bisweilen sehr schwer ist.

Trauer zulassen, sich aber auch etwas Gutes tun

Gestern hatten wir wieder einmal Life with Treff. Ich glaube wir hatten noch nie so viele TeilnehmerInnen. Offenbar ist der Tod eines Geschwisters ein Thema, das zur Zeit brennt. Die Hälfte der TeilnehmerInnen waren da, weil sie ihr Geschwister durch einen Suizid verloren, die anderen durch Unfall und Krankheit. Jean und ich leiteten die Gruppe der Geschwister, die ihre Schwester bzw. ihren Bruder durch Suizid verloren haben. Auch dort spielte ua. die Schuldfrage eine zentrale Rolle. Ich fühlte mich mit meiner Aussage, die ich gegenüber meines Ex – Mannes bezüglich der Schuldfrage gemacht hatte, nun bestätigt.
Am Abend ging mit einem sehr guten Gefühl nach Hause.
Heute Morgen wachte ich allerdings, wie sehr oft in der letzten Zeit sehr früh auf. Ich fühlte ich mich sehr traurig. „So „, dachte ich, „ jetzt machst du das was wir gestern besprochen haben.“ Wir gestern in der Gruppe zum Schluss, dass man die Trauer zulassen soll, aber sich dann au etwas Gutes tun soll. Ich überlegte mir, was mir nun helfen könnte. Ich ging ins Wohnzimmer und begann zu tanzen. Ich tanze alles raus bis es mir wieder besser ging. Dann legte ich wieder hin und schlief noch ein wenig. Als ich wieder aufstand, ging es mir wieder gut. Ganz nach dem übertragenen Sinns eine Liedes von Müslum: „Tanz dich frei.“

Was tut euch gut? Ich freue mich auf eure Kommentare.

 

Fotograf: D. Sharon Pruitt
Titel: Reese & Hayley Synchronized Crazy Happy Dance!

Some rights reserved.
Quelle: www.piqs.de

 

29 Dez

Medium und einen guten Rutsch

Wie ich euch das letzte Mal geschrieben habe, vermisse ich meinen Bruder sehr. Deshalb buchte ich wieder einmal ein Termin bei einem Medium. Manche von euch denken jetzt sicher, was für ein Schwindel. Auch ich war sehr skeptisch. Ich meine es gibt Medium’s (Ist das die Mehrzahl von Medium?), die die Leute wirklich ausnutzen in dem sie Ihnen Sachen erzählen, die logisch sind. Mein Lieblingssatz ist: „Irgendwann wird sich etwas ändern.“ Klar, wird sich etwas ändern. Jedes Leben besteht aus Veränderungen. Na ja. Ich war deshalb sehr skeptisch als meine Schwester mich fragte, ob ich mit ihr und meiner Mutter ein Medium besuchen möchte. Ich dachte mir: „Nützt es nichts, so schadet es auch nicht. Und 50.— Fr. habe ich schon blöder ausgegeben (Wir teilten uns die Kosten von 150.— Fr.).“ Also ging ich mit und kam ganz erstaunt retour. Sie wusste nur den Vornamen meiner Schwester, wusste aber nicht, um wen es ging. Sie sagte wirklich Dinge, die nur die Familie wusste und die definitiv nicht auf 90% der Menschen zutreffen. Ein kleines Beispiel: Sie sagte, dass sich in der Schublade des Nachttisches ein Gegenstand befindet. Es sei ein Schlüsselanhänger, mit seinem Bild. Als wir wieder Zuhause waren, schauten wird nach. Tatsächlich befand sich ein Schlüsselanhänger mit seinem Foto in der besagten Schublade. Ich versuchte mir das rational zu erklären, konnte dies aber nicht. Ich musste mir irgendwann eingestehen, dass nicht die ganze Welt erklärbar ist.

Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch und einen gelungenen Start im 2017. Ich hoffe ihr bleibt fit und eure Wünsche gehen in Erfüllung.:)

P.S. Was habt ihr für Erfahrungen mit Medium’s gemacht?

24 Nov

Die Trauer schleicht sich an

Vor ein paar Jahren habe ich aufgehört zu rauchen. Es ist aber so, dass wenn ich emotional sehr gestresst bin, habe ich jeweils am Abend Lust auf eine Zigarette.

Seit einer Woche verspüre ich diese Lust wieder vermehrt. Ich habe mich deshalb gefragt, was mich beschäftigt. Von aussen betrachtet, sollte es mir ja gut gehen. Ich habe einen Job, der mir Spass macht und auch privat bin ich sehr zufrieden.

Nachdem ich mir diese Frage gestellt habe, merke ich, dass unterbewusst eine Trauer mit mir trage. Die Trauer um einem tierischen Freund der letzten Monat eingeschläfert werden musste. Aber auch die Trauer um meinen verstorbenen Bruder ist wieder da. Lange Zeit habe ich die Trauer um ihn unverarbeitet mit mir herumgetragen.

Ich musste lernen, sie zuzulassen, statt mich immer wieder mit anderen Dingen abzulenken. Ich denke, ich werde mir sehr bald einen Tag Zeit nehmen und einfach nichts planen. Mal schauen, wie sich dann meine Trauer zeigen wird.

Wie verarbeitet, wenn überhaupt, ihr eure Trauer?

 

29 Okt

Trauerrituale – Veränderungen sind wichtig!

Es ist wieder mal Oktober. Mein Bruder ist in diesem Monat verstorben und feierte in diesem Monat seinen Geburi. An seinem Todestag nehme ich mir frei, wenn es irgendwie möglich ist und plane einfach nichts. Dieses Jahr habe ich am Abend bewusst mit einer Kollegin abgemacht. Ich wollte mal sehen, was es mit mir macht. Am Tag nahm sich mein Patner Zeit und ich durfte den Tagablauf bestimmen. An dieser Stelle möchte ich mich von Herzen bei ihm bedanken. Ich finde es wirklich nicht selbstverständlich, dass er sich Zeit dafür nimmt. Danke!

Unter anderem waren wir am Bodensee, wo ich mich meinem Bruder besonders Nahe fühle. Am Abend hatte ich mit meiner Kollegin einen sehr lustigen Abend.

Seinem Geburi haben meine Schwester und ich jeweils getrennt mit unseren Eltern gefeiert. Dieses Jahr hatte meine Schwester und mein Vater keine Zeit. Deshalb feierte ich mit meiner Mutter seinen Geburi. Bisher gingen wir immer auswärts zum Z’nacht. Dieses Jahr holte ich meine Mutter vom Bahnhof ab,wir gingen in ein Café, tranken einen Punsch und assen ein Stück Kuchen dazu. Ich hatte die spontane Idee noch zwei Geburi Kerzen mitzunehmen und sie anzuzünden. Beim Ausblasen der Kerzen wünschten wir uns etwas für ihn. Ich fand es sehr gemütlich und schön.

 

Für mich steht fest: Veränderungen sind auch in Ritualen wichtig.

13 Aug

Stammbaum

Letztens habe ich von meiner Cousine ein Mail bekommen. Sie schreibt, dass sie einen Stammbaum unserer Familien machen will. Wir sollen die Angaben (Jahrgang, ect.) kontrollieren und wenn wir möchten ein Portraitbild jedes Familienmitglieds schicken. Beim Lesen der Angaben stand der Name meines Bruders und dass er verstorben ist. Obwohl ich ja weiss, dass er seit 7 Jahren tot ist, werde ich bim Lesen traurig.

Ich erinnere mich wieder an die Nachricht seine Todes, die mein Leben veränderte. Vor allem wird mir wieder bewusst, wie sehr ich vermisse. Ich entscheide mich kein Foto von meinem Bruder zu senden, da ich im Moment mich nicht länger mit diesem schmerzhaften Teil der Vergangenheit beschäftigen will. Meine Cousine schreibt mir ein paar Tage später zurück, dass sie es sehr schön finden würde, wenn alle mit Foto auf dem Stammbaum sind, auch wenn sie bereits verstorben sind. Aber es sei meine Entscheidung. Nach kurzer Überlegung muss ich eingestehen, dass sie recht hat. Auch wenn mein Bruder gestorben ist, gehört er immer noch zu unserer Familie. Also lasse ich mich nach einiger Überwindung auf eine Reise in die Vergangenheit ein und suche im Laptop ein gutes Foto.

Irgendwie ist es traurig und lustig zu gleich. Traurig, dass er nicht mehr hier ist, aber es hat sehr viel lustige Bilder mit seinen Grimassen, die mich zum Lachen bringen. Das Bild ist geschickt. Nun freue ich mich auf’s Resultat.

Ich freue mich auf eure Kommentare.

27 Jun

Das Zimmer meines verstorbenen Bruders

Kürzlich habe ich im Magazin 37° auf dem ZDF ein Beitrag mit dem Thema «Das Zimmer meines Bruders» gesehen. In diesem Film erzählen zwei Jugendliche über den Tod ihres Bruders / ihre Schwester. Nadine, die ihren Bruder verloren hat, konnte lange das Zimmer ihres Bruders mit viel Mühe betreten. Tom hat seine Schwester verloren. Er hält sehr viel im Zimmer seiner verstorbenen Schwester auf.

Ich frage mich, wie es bei mir war. Ich weiss noch meine Mutter hat nach dem Tod im Bett meines verstorbenen Bruders geschlafen bis meine Eltern 1 1/2 Jahre später ausgezogen sind. In seinem Bett fühlte sie sich ihm nahe.

Am Anfang hatte ich sehr viel Mühe in sein Zimmer zu gehen. Es ging ein paar Minuten gut, dann musste ich wieder hinaus, weil mich meine unendliche Trauer übermannte. Musste ich aber irgendetwas holen, konnte ich besser damit umgehen.

Erst 1 Jahr nach seinem Tod konnte ich auch mal länger in seinem Zimmer verweilen. Die Trauer und der Schmerz waren zu diesem Zeitpunkt nicht immer allgegenwärtig. Ganz langsam veränderte sich sein Zimmer. Seine Kleider haben wir aussortiert, zum Teil Dokumente wurden entsorgt.

Vor dem Umzug meiner Eltern nahm sich meine ganze Familie einen Abend lang Zeit um Erinnerungsstücke auszusuchen. Der ganze Rest wurde beim Umzug entsorgt. Ein war ein harter und emotionaler, aber aus meiner Sicht notwendiger Schritt in Richtung: «Wie lebe ohne meinen Bruder?»

Wie sieht das Zimmer von eurem verstobenen Geschwister aus? Wurde seit seinem/ihrem Tod etwas verändert?

15 Mai

Romanshorn – ein spezieller Ort

Heute habe ich Lust alleine nach Romanshorn an den Bodensee zu fahren. Dieser Ort hat für mich eine spezielle Bedeutung. Ein Teil des Ortsnamens enthält den Namen meines verstorbenen Bruders. Ausserdem hatten meine Grosseltern hier ein Boot. An vielen schönen Nachmittagen fuhren wir auf den See und verbrachten dort frohe und unbeschwerte Stunden. Mein verstorbener Bruder hat, wie ich auch, den See und das Wasser geliebt. Vorallem das Herumkurven mit dem Boot hat ihm immer sehr viel Spass gemacht.

Ich sitze jetzt am Ufer und geniesse die Weite des Sees. Ich frage mich, wie es Roman jetzt wohl geht. Plötzlich spüre ich, wie jemand ganz nah bei mir ist, obwohl ich alleine bin. Ich habe das Gefühl, dass als würde er neben mir sitzen und dass es ihm gut geht. Ein schönes Gefühl.

Habt ihr manchmal auch das Gefühl, dass euer verstorbenes Geschwister bei euch ist?

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07 Apr

Behalten oder wegwerfen?

Letzte Woche hatte ich eine Woche Ferien. Endlich fand ich Zeit meine Klamotten wieder einmal zu aussortieren um im Schrank Platz zu machen. Plötzlich kommen mir 2 Shirts von meinem verstorbenen Bruder in die Hände. Es sind Fanshirts der holländischen Nationalmannschaft. Ich erinnere mich wieder an die EM 2008, als er sie voller Stolz trug. Leider haben wir nie ein Spiel im Public Viewing zusammen gesehen. Dieser Gedanke stimmt mich traurig. Könnte ich die Zeit zurückdrehen, würde ich sogar mit meinem Bruder ein Spiel besuchen, obwohl ich kein Fussballfan bin.

Zurück zu meinen beiden Shirts. Da mein Bruder und ich die gleiche Grösse hatten, behielt ich ein paar schöne Klamotten. Anfangs zog ich sie oft an. Nach und nach landeten seine Klamotten im Altkleidersack. Die beiden Shirts sind die letzten Stücke meines Bruders. Behalten oder wegwerfen? Mit dieser Frage tue ich mich schwer. Ich merke auch, dass mein Herz dabei sehr schwer wird.

Ich entscheide mich ein Shirt noch zu behalten und es diesen an der EM zu tragen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass  mein Bruder dieses Mal in irgendeiner Form auch dabei sein wird.

Habt ihr auch Klamotten von eurem verstorbenen Geschwister?