11 Jul

Workshop Pause

Das Leitungsteam von life with hat am 10.07.2015 diskutiert, wie das Angebot von life with in Zukunft aussehen soll. Rasch waren wir uns einig, dass der life with Treff, der letztes Jahr gestartet hat, weitergeführt wird. Hingegen werden wir mit den Workshops pausieren, da die Anzahl der Teilnehmenden immer kleiner wurde. Der vorerst letzte Workshop in der bekannten Form findet am Samstag, 31. Oktober 2015 von 13:00 Uhr bis 17:00 Uhr im Selbsthilfezentrum in Zürich statt. Sowohl zum letzten Workshop wie auch zum Treff sind alle herzlich eingeladen. Merci für Euer Verständnis und liebe Grüsse Euer Leitungsteam.

03 Jun

Workshop Bericht vom 25.04.2015 zum Thema «Platz des verstorbenen Geschwisters – Jetzt und Zukunft»

Schon wieder sind mehrere Monate vergangen seit dem letzten Workshop – die Treffen von Lifewith führen mir immer wieder vor Augen, wie schnell die Zeit vergeht und leider oft auch, wie schnelllebig das Leben ist. Ich bin also froh, dass mir der bevorstehende Nachmittag wieder einmal die Möglichkeit gibt, einen Moment inne zu halten, einen Moment ganz bewusst mit meinem verstorbenen Bruder zu verbringen.

Auch dieses Mal dürfen wir ein neues Gesicht begrüssen, eine neue Geschichte, ein neues Geschwister, welches zur Gruppe stösst und den Nachmittag bereichern wird. Wir besammeln uns im gemütlich eingerichteten Raum und beginnen mit einer kleinen Vorstellungsrunde. Obwohl ich die meisten Betroffenen schon von vergangenen Workshops kenne, ist es dennoch immer wieder eine gute Art und Weise in den Nachmittag einzusteigen.

Nachdem schon einige Betroffene von ihrem Geschwister erzählt hatten, nehme auch ich die Zündholzschachtel, zünde eine Kerze an für meinen Bruder und erzähle von ihm. Ich merke, wie ich jedes Mal andere Dinge als wichtig erachte, an unserer Beziehung, unserer Geschichte, an seinem Leben und wie ich so bei jedem Workshop etwas anderes in den Mittelpunkt meiner Erzählung rücke. Auch fällt mir auf, dass mich das Sprechen von ihm nicht mehr so aus der Bahn wirft, wie ich es in den ersten Workshops erlebt habe. Ob dies ein gutes Zeichen ist? Ein Zeichen dafür, dass die Zeit eben doch Wunden zu heilen vermag? Ich bin noch etwas skeptisch und beschliesse, den Rest des Nachmittags auf mich zukommen zu lassen, vielleicht finde ich ja noch eine Antwort auf meine Frage.

Nachdem alle Kerzen auf dem Tisch angezündet wurden und somit alle Geschwister „unter uns“ sind, sind wir dankbar für eine kurze Pause an der frischen Luft.

In Zweiergruppen steigen wir anschliessend – begleitet von einem Zitat aus dem Buch „Sorge dich nicht“ von Samira Zingaro“ – ins Thema „Welchen Platz möchte ich meinem verstorbenen Geschwister geben, jetzt und in Zukunft?“ ein. Das Zusammensein mit nur einer anderen Person schafft nochmals eine andere Art von Intimität, man spricht über andere Dinge als in der grösseren Gruppe, was den anschliessenden Austausch im Plenum bereichert.

Ich bin dieses Mal die einzige, die ihr Geschwister nicht durch Suizid verloren hat. So kommt es vor, dass Themen oder Fragen zur Sprache kommen, die ich nicht zu beantworten vermag oder ich mich und meine eigenen Erfahrungen nicht einbringen kann. Dies erlebte ich aber überhaupt nicht als störend, sondern es zeigte mir einmal mehr auf, wie individuell die Trauer sogar innerhalb der Geschwistertrauer ist, wie unterschiedlich sie erlebt und gelebt wird.

Für den Ausblick in die Zukunft finden wir uns abermals in den Zweiergruppen wieder. Welchen Platz nimmt mein Geschwister denn momentan ein? Bin ich zufrieden damit oder hätte ich es eigentlich lieber anders? Wir stossen schon bald auf die Frage, die mich zu Beginn des Workshops bereits beschäftigt hat. Ist es normal, dass die Trauer mit der Zeit abnimmt? Dass ich nicht mehr nur schon beim Anblick eines Fotos in Tränen ausbreche, sondern es viel mehr mit einem Lächeln in der Hand halte, dankbar für all die Erinnerungen die ich in meinem Herzen trage? Und ja, es geht nicht nur mir so. Einmal mehr bin ich froh, mit Lifewith eine Möglichkeit gefunden zu haben, mich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Denn dieses abschliessende Gespräch hat mich darin bestärkt, dass ich diese Veränderung ruhig annehmen darf. Die Zeit vergeht, das Leben verändert sich, wir verändern uns und mit uns auch unsere Trauer.

dein life with-team

08 Nov

Workshop Bericht vom 08. November 2014, Thema «Familie»

Es freute uns, das Lifewith-Team ausserordentlich, dass wir acht Teilnehmer zum Workshop begrüssen durften – darunter vier neue Gesichter.

Pünktlich um 13.00 fanden wir uns im gemütlichen Gruppenraum ein und Jede und Jeder fand sein Plätzchen. Wie immer stellten wir uns zuerst kurz mit Namen vor und schritten dann weiter zur zweiten Runde: der Vorstellung. Man hatte so viel Zeit wie man brauchte und wünschte um von seinem Verlust zu sprechen, dem Geschwister das man verloren hat, wie es einem jetzt geht damit, was einem durch den Kopf geht oder beschäftigt. Dies kann vor allem beim ersten Mal Überwindung kosten, sich praktisch fremden Menschen gegenüber zu öffnen. Doch die Atmosphäre war auch dieses mal sehr angenehm und unterstützend. Nach dieser Vorstellungsrunde hat für jedes Geschwister eine Kerze gebrannt auf dem Tisch in der Mitte – so waren alle Geschwister mit uns.

Nach einer kurzen Pause im freien mit Mandarinen und Keksen, widmeten wir uns dem im Voraus ausgesuchten Thema „Familie“.
Dies erschien uns als ein sehr zentrales Thema, da die Familie bei vielen einen hohen Stellenwert im Leben einnimmt und als Rückzugsort gilt – ein Ort an dem Menschen sind die einem nahe stehen, an die man sich wenden kann wenn man Sorgen hat. Doch beim Verlust des Geschwisters bleibt genau dieser „Stein in der Brandung“ nicht mehr so bestehen wie früher. Die Rollen verteilen sich neu und man kann sich vielleicht auch gar nicht so gut austauschen über den Verlust, da jedes Familienmitglied anders trauert. Im Verlaufe des Gesprächs kristallisierte sich heraus, dass fast alle eine spezielle Art von Verantwortungsgefühl gegenüber der Familie verspüren. Es wurde oft geschildert, dass man als vielleicht sogar einzig übrig gebliebenes Kind das Gefühl hat, nun für seine Eltern Verantwortung übernehmen zu müssen, dafür sorgen zu müssen, dass es ihnen gut geht, für sie da zu sein. Vor allem wenn man nicht mehr zu Hause wohnt ist man hin und her gerissen; „muss“ ich jetzt mehr nach Hause zu meinen Eltern gehen, weil sie mich jetzt noch mehr brauchen als zuvor? Dies ist für die betroffene Person eine enorme, auf die Dauer nicht tragbare Belastung! Im weiteren Gespräch wurde oft das Wort „gesunder Egoismus“ erwähnt und das ist definitiv ein Begriff, den wir mit gutem Gewissen im Hinterkopf mit nach Hause nehmen dürfen. Denn wir Geschwister trauern auch und auch wir haben unsere Bedürfnisse und Wünsche die wir auch anmelden dürfen und vor allem sollten! Auch wir brauchen Unterstützung und sind froh und dankbar wenn jemand für uns da ist. Und wenn es uns zu viel wird und wir vielleicht einmal keine Lust haben mit unseren Freunden mit in den Ausgang zu gehen oder so, dann darf man das auch sagen – seine Bedürfnisse ernst zu nehmen ist ein wichtiger Aspekt im Umgang mit der manchmal völlig überwältigenden Trauer. Nimmt man die eigenen Bedürfnisse wahr, setzt man sich automatisch auch mit sich selber intensiv auseinander und kann sich so auch besser kennenlernen. Doch am Schluss gehört auch noch eine kleine Portion Mut und Selbstvertrauen dazu, sich zu trauen die Bedürfnisse zu äussern oder auch mal um Hilfe zu bitten. Auf die Dauer ist es das, was uns hilft. Denn für andere, z.B. meine Eltern da zu sein und meine eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen, schliesst sich nicht gegenseitig aus, sondern sollte viel mehr nur in einem gesunden Gleichgewicht vorkommen, damit wir uns selbst nicht vergessen und zu fest in den Hintergrund stellen.

dein life with-team